Der stille Wächter des Kirstetter Tals Manche Bauwerke erzählen Geschichten, ohne ein einziges Wort zu verlieren. So auch der unscheinbare Damm im Kirstetter Tal bei Obrigheim. Wer hier entlangspaziert, sieht nur eine idyllische Landschaft: sanfte Wiesen, Obstbäume, ein schmaler Asphaltweg, der sich über das Gelände schlängelt. Ein perfekter Ort für eine entspannte Runde mit dem Hund oder eine Radtour mit Picknick-Pause. Doch unter unseren Füßen verbirgt sich ein stiller Riese – ein Wächter, der seit Jahrzehnten über das Tal wacht. Erbaut wurde der Staudamm in den 1960er Jahren, um das Kirstetter Tal vor den Launen der Natur zu schützen. Denn wenn der Himmel seine Schleusen öffnet und der Heiligenbach anschwillt, wird aus der beschaulichen Wiese eine riesige Wasserfläche. Bis zu 115.000 Kubikmeter Wasser kann der Damm zurückhalten – genug, um Obrigheim vor Hochwasser zu bewahren. An normalen Tagen allerdings verrät nichts seine wahre Kraft. Statt tosender Wassermassen gibt es hier nur das Rascheln der Blätter, das Zwitschern der Vögel und das ferne Brummen eines Traktors. Doch wer genau hinschaut, erkennt die Zeichen der Ingenieurskunst: Die Poller am Weg, die Autos fernhalten, die sanft geschwungene Form des Damms, die dem Druck des Wassers standhält. Und natürlich das kleine Abflussbauwerk, das die Kontrolle behält, selbst wenn die Natur mal über die Stränge schlägt. Für Spaziergänger und Radfahrer ist der Damm nur ein praktischer Weg mit Aussicht, für die Natur eine versteckte Schutzmauer. Und vielleicht ist es genau das, was diesen Ort so besonders macht: Er erfüllt seine Aufgabe ohne großes Aufsehen. Ein stiller Held, der immer bereitsteht – und doch nur dann in Aktion tritt, wenn es wirklich nötig ist. Wer also das nächste Mal hier entlangläuft, sollte einen Moment innehalten und dem unsichtbaren Wächter danken. Und dann tief durchatmen, denn so ein Spaziergang über den Damm ist nicht nur sicher, sondern auch verdammt schön. Alois mit Hund