Sara Brandhuber
Sara Brandhuber
February 15, 2025 at 01:06 PM
Dieses Lied habe ich für mein erstes Programm 2017 geschrieben…Nichts ahnend, wie traurig aktuell es wieder werden wird. Gestern warf man mir aus dem Kopf: „Wie kannst du jetzt nach Aschaffenburg und München immer noch auf Demos gegen Rechts gehen und etwas gegen die AFD sagen?“ Und ich gestehe: Diese Frage erschließt sich mir nicht recht. Ich kann sehr wohl beides schrecklich finden: Schrecklich abscheuliche Attentate, die mir - genau so wie euch allen - Angst machen und mich unendlich traurig und fassungslos machen…Aber eben auch eine Partei, die die Rechte von Menschen bedroht, die mir am Herzen liegen…Ich habe so viele Freunde und Freundinnen mit allen möglichen Nationalitäten - keine(n) davon möchte ich jemals nicht mehr in meiner Nähe haben dürfen. Ich kenne die wunderbarsten Menschen mit verschiedensten Behinderungen - keine(r) davon soll noch schwereren Zugang zur Teilhabe am Leben haben, als es bereits jetzt schon der Fall ist…Ich kenne Frauen, die Frauen lieben und Männer, die Männer lieben, Menschen die alle Menschen lieben und Menschen die mit dem Konzept Liebe überhaupt nichts anfangen können - und das muss in Ordnung bleiben, weil es einfach niemanden etwas angehen darf… Ich Transmenschen und ihren harten Weg, den sie gehen mussten und müssen und wünsche mir nichts mehr, als dass sie nicht noch mehr Steine in den Weg gelegt bekommen als es eh schon gibt. Ich kenne Menschen in der Pflege und im medizinischen und sozialen Bereich (aus dem ich selbst komme) Wir alle, die wir dort tätig sind oder waren, wissen, dass gerade da eine grosse Zahl der Mitarbeitenden einen Migrationshintergrund haben. Und ohne die läuft garnichts! Das sind Menschen, die nicht nur zum Füllen der sonst leeren Stellen wichtig sind - diese Menschen machen phantastische Arbeit und sind menschlich und kollegial einfach unentbehrlich! Ich habe Freundinnen, die aus verschiedensten Gründen eine Schwangerschaft abgebrochen haben - ich habe miterlebt, was in ihnen vorgegangen ist und für keine wars leicht…ich will nicht, dass solche Frauen weiterhin kriminalisiert werden und irgendwelche Männer ihnen vorschreiben, was sie mit ihrem Körper anstellen. Und das sage ich bewusst auch als Frau, die vier sehr gewollte Kinder verloren hat…Ich kenne Alleinerziehende Mamas und Papas - und Menschen die keine Kinder wollen… Niemand soll deswegen schlechter gestellt werden. Ich will, dass es weiter freie Presse und öffentlichen Rundfunk gibt und bin wirklich ein sehr grosser Fan von Meinungsfreiheit! Und dann sehe ich Alice Weidel wütend im TV ihren Hass versprühen und lese Wahlprogramme und Reden ihrer ParteilkollegInnen in denen nationalsozalistischer Sprech auf einmal als „normale“ Wortwahl benutzt wird - und bin einfach nur fassungslos, wie viele Menschen derzeit absolut bereit sind, all das, wofür so viele Menschen - vor allem Frauen - Jahrzehnte lang gekämpft haben, einfach wieder aufzugeben…Nur weil sie Dinge versprechen die sie sowieso nicht halten werden…die blanker Populismus sind, oder die einfach komplett gelogen sind und zwar so offensichtlich dass es jeder Depp schnell nachgooglen könnte… „Es muss sich ja was ändern!“ Hör ich die ganze Zeit! Ja! Verdammt es muss sich was ändern! Wir müssen Wege finden, wieder miteinander auszukommen, lernen wieder zuzuhören und den anderen zu verstehen, anstatt immer vesuchen lauter zu brüllen als das gegenüber. Probleme müssen gelöst werden und nicht generalverdachtsmässig ganze Bevölkerungsgruppen geächtet… Die Antwort auf Hass, Zerstörung und destruktives Verhalten kann doch bitte nicht noch mehr Hass, Zerstörung und destruktives Verhalten sein. Wie soll es denn sonst jemals besser werden? Wie soll es sonst jemals wieder ein schönes Soziales Miteinander geben? Ich werde das Wahlergebnis nicht ändern können…Aber ich werde bestimmt nicht leise sein und akzeptieren, dass es jetzt in der bürgerlichen Mitte „normal“ geworden ist, beim Sonntagskaffee rechtsradikale Aussagen zu treffen, für die man früher noch aus jeder selbst nur mittelguten Kneipe unter Applaus aller Anwesenden rausgeworfen worden wäre… Ich verspreche euch, es bleibt dabei: Mein Bühnenprogramm wird unpolitisch bleiben - ich möchte Euch auch weiterhin eine kleine Auszeit bieten, um die Welt mal wegzublenden…und das brauche ich auch selbst, weil ich die Welt sonst derzeit nicht mehr ertragen kann! Privat - und das betrifft auch mein social Media - möcht ich mich aber dann und wann auch positionieren dürfen. Sorry, aber grad kann ich nicht leise sein…Schon alleine deswegen, weil ich niemals den Moment erleben möchte, in dem mich meine Kinder später Fragen: „Mama, warum hast du damals nichts getan?“
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