*Ist es Muay Thai oder Thaiboxen?* Das meinen einige JJ-Experten, wenn sie statt „Jiu-Jitsu“ die neue Schreibweise „Ju-Jutsu“ für authentischer halten. Eine totale Zeitverschwendung! 1989 haben wir, die Gebrüder Vacirca, das authentische Muay Thai nach der Lehrmethode unseres thailändischen Grossmeisters (Ajarn) SURACHAI SIRISUTE unterrichtet. Damals war die Schweiz noch im Karate- und Kung-Fu-Fieber, und nur wenige gingen zum Leicht- oder Vollkontakt, wie das Kickboxen (aus dem Karate) oft genannt wurde. Einige, die aus Japan oder Thailand zurückkehrten, versuchten, das Muay Thai zu kopieren. Sie zogen kurze, bunte Polyesterhosen an und hielten sich für die echten harten Jungs. Aber ihr Hintergrund war (Japanisches) Karate, und so nannten sie es Kickboxen mit „Low Kicks“. Aber echtes Muay Thai war es immer noch nicht! Als ich nun mit meinem Bruder Demetrio das Muay Thai unterrichteten, kam die „Konkurrenz“ und meinte, dass der Einsatz von Ellbogen- und Kniestössen, sowie Tritten mit dem Schienbein und der Einsatz des Kopfstosses, wie wir es aus dem „Kun Khmer“ (Kambodschanisches Boxen) gelernt hatten, einfach zu hart und brutal sei! Zur Erinnerung, wir reden hier von 1989! Angefangen hat für uns alles in einem Fitnesscenter in Glattbrugg. Der Besitzer, ein professioneller Eishockeyspieler, erlaubte uns, in den freien Stunden den separaten Aerobicraum zu mieten. Am Anfang waren wir nur eine kleine Gruppe, aber schon bald waren wir so groß, dass wir einen größeren Raum brauchten, in dem wir auch abends trainieren konnten. Durch das Engagement vieler Schüler und Freunde wurde Muay Thai, später neben Gracie Jiu-Jitsu, zur Königsdisziplin in unserem Vacirca-Dojo. Wir besuchten auch Ajarn Chai in den USA, Spanien und immer öfter besuchte er uns in der Schweiz. Der Stil „Sirisute Muay Thai“ war nun definitiv bei uns angekommen. Das intensive Training mit den Focus Mitts und den Thai Pads war (ist) die beste Form, unsere Ausdauer zu trainieren. Auch die Abwechslung am langen Boxsack und das kontrollierte Sparring waren (ist) für alle ein Muss! Sparring ja, aber ohne dieses Machogehabe, das man heute immer wieder sieht; das YouTube ist voll davon! „Dein Körper ist das Wichtigste, das Wertvollste, für einen Muay Thai-Kämpfer und deshalb darfst du dich beim Sparring nicht verletzen, sonst wie willst du Morgen gewinnen?“, sagte Ajarn Deng Worawut zu mir. Ajarn Deng hatte unter anderem Profikämpfer wie Pudpadnoi Worawut trainiert, der schon damals in Japan, später auch in den USA und Europa im Ring stand. Von Grossmeister Toshio Fujiwara übernahm ich bei meinem ersten Training in Tokio in den 90er Jahren sein Training am langen Boxsack; dort lernte ich auch seinen Schüler Satoru Sayama (Tiger Mask) kennen, von dem ich die ersten Shoot-Wrestling-Techniken erlernte. Das Muay Thai, wie es uns Ajarn Chai Sirisute vermittelt, ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil unseres Vacirca-Dojo und ein Muss für jeden 360-Grad denkenden Grappler / Jiu-Jitsu-ka! Keep It Real -Franco Vacirca