Foot Bowl
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May 12, 2025 at 02:52 PM
Bis zum Saisonstart der ELF veröffentlichen wir exklusiv auf unserem WhatsApp-Kanal Interviews mit Spielern und Coaches. Weiter geht es mit dem talentierten Wide Receiver Tristan Güther von Berlin Thunder. *Du hast 2023 in der GFL überzeugt, 2024 in der AFL dominiert. Wie hast du diesen Leistungssprung geschafft?* Ich bin einfach konsequent beim Training drangeblieben. Im Endeffekt ist es egal, wie dein jetziger Stand ist. Wichtig ist, in dieses Mindset von kontinuierlicher Verbesserung reinzukommen. Egal, welche Schwächen oder Stärken man gerade hat, es geht darum, sich aktiv damit auseinanderzusetzen und daran zu arbeiten. *Was war der größte Unterschied zwischen dem Football in Deutschland, dem in Österreich und jetzt in der ELF?* In der GFL war mein Team in Potsdam mit Dual-Passport- und Importspielern sehr stark besetzt. Das war eine großartige Erfahrung, weil das Trainingsniveau extrem hoch war. Als Rookie hat mir das anfangs aber auch Schwierigkeiten bereitet. In der GFL waren die Unterschiede zwischen den Teams, gegen die man gespielt hat, sehr groß. In der AFL war das dann anders. Dort endet der Jugendfootball mit U18. Deshalb war ich mit 20 auf einmal ein bis zwei Jahre älter, schneller, stärker und erfahrener als viele andere. Die wirklich talentierten Spieler in ihren frühen Zwanzigern spielen bei Wien und Tirol in der ELF. So hatten wir in der AFL einen Mix aus jungen, hungrigen Spielern und erfahrenen AFL-Veteranen. Das Teamgefühl war dadurch sehr familiär. Unsere Saison war ereignisreich mit einem Headcoach-Wechsel. Dazu hatten wir eine sehr passlastige Offense, was mir durch das Vertrauen der Organisation sehr bei meiner Entwicklung geholfen hat. Bei Thunder kam ich dann direkt in einen stark verletzten Receiver-Room. Inmitten einer Grippewelle habe ich in der Woche, in der ich gesigned wurde, direkt gestartet. Gegen die Vienna Vikings, gegen deren AFL-Team wir in Week 2 noch 62 zu 0 verloren hatten, hatte ich dann ein richtig gutes Spiel mit guten Blocks und einigen Catches. Besonders in der ELF ist das Level deutlich ausgeglichener. Nicht nur zwischen den Teams, sondern auch innerhalb der Spieler auf dem Feld. Das Spiel ist dadurch weniger von einzelnen Matchups abhängig. Sicher auch durch die NFL-Hashes und Nummerierungen. *Berlin Thunder ist dein nächstes Kapitel. 2024 warst du schon kurz da, jetzt soll es eine ganze Saison sein. Was reizt dich besonders an der ELF und vor allem an Thunder?* Es ist das erste Mal im Herrenbereich, dass ich in einem Umfeld bin, in dem ich mich durch meine bisherigen Erfahrungen komplett auf den Prozess des Besserwerdens einlassen kann. Es gibt so viel Vertrauen und Unterstützung zwischen Spielern und Coaches, dass ich keine Angst habe, Fehler zu machen. Ich weiß, dass jeder in der Organisation möchte, dass ich mein volles Potenzial ausschöpfe. Ich bekomme viel Feedback und Hilfestellungen, um mich weiterzuentwickeln. Mit Jakeb zu spielen ist super. Er hat einen sehr guten Blick fürs Feld und macht es einem als Receiver einfach. Persönlich ist er super locker, aber wenn es ernst wird, ist er auch intensiv dabei. Mein Receiver-Coach Darius Outlaw hat mir über das Training Camp hinweg geholfen, mein Selbstbewusstsein so zu stärken, dass ich denke, ich kann jeden DB in der Liga schlagen. *Welche Teams außer deinem eigenen siehst du in der Top 3 der ELF?* Madrid und Paris finde ich sehr spannend. Außerdem Wien mit dem Trio Reece, Mayr und Toure. *Was bedeutet dir Teamgeist und wie lebst du ihn im Alltag?* Ich habe eine große Familie mit vier kleinen Geschwistern. Die beiden ältesten davon spielen auch Football. Bei uns ist Teamarbeit ganz natürlich. Natürlich gibt es auch mal Stress, vor allem beim Sport, aber dieser kompetitive Aspekt gehört für mich zu einem Team dazu. Mein Traum ist es, dieses familiäre Gefühl auch im Football weiterzutragen. *Was sind deine persönlichen Ziele für die ELF-Saison 2025?* Mittlerweile setze ich mir als übergeordnetes Ziel, einfach immer besser zu werden. Es gibt keine festen Benchmarks, sondern es ist ein kontinuierlicher Prozess. Dadurch habe ich auch gelernt, besser mit Druck und äußeren Umständen umzugehen. Während eines Spiels bin ich mental ständig im Wechsel zwischen Fokus auf die Ausführung und Analyse meiner Fehler. Mein Coach Darius Outlaw sagt mir immer, dass ich dieses Jahr 50 Catches machen werde. Das hat sich schon in mein Gehirn eingebrannt. Aber am Ende geht es für mich um den Prozess und darum, bereit für alle Erfahrungen und Lektionen zu sein, die die Saison mit sich bringt. *Welcher Gegenspieler, egal aus welcher Liga, war der Beste und hat dich verzweifeln lassen?* Tony Anderson war definitiv der beste Press Corner, gegen den ich bisher gespielt habe. Seine Kombination aus Länge und Hüftbeweglichkeit ist extrem schwer zu schlagen. Vor allem, weil ich es gewohnt bin, gegen kleinere Verteidiger einen Reichweitenvorteil zu haben. Früher hat mich auch Ronaldo Tomasello bei Potsdam im Training das ein oder andere Mal richtig abgeräumt. Für ihn gab es keinen Unterschied in der Intensität zwischen Training und Spiel. Dieses Jahr freue ich mich auf die Duelle gegen Miles Butt. *Wie sieht deine Gameday-Routine aus?* Ähnlich wie an jedem anderen Tag auch. Ich versuche, in meiner normalen Routine zu bleiben. Besondere Rituale habe ich nicht. Außer dass ich mir am Abend vorher gerne ein altes NFL-Video anschaue, in dem Doug Baldwin seine Plays erklärt, sowie ein paar Julio-Jones-Highlights. Lieber 3 selbst erzielte Touchdowns, aber eine knappe Niederlage, oder 3 fallengelassene Bälle und keinen TD, dafür aber trotzdem knapp gewonnen? Ich hatte beide Szenarien schon. Beides fühlt sich unvollständig an. Bei einem Sieg ist die Team-Energie aber oft so hoch, dass es schwerfällt, lange auf sich selbst sauer zu sein. Mittlerweile freue ich mich auch über den Erfolg meiner Teamkollegen, weil deren Erfolge mich ebenfalls glücklich machen. Am besten wären natürlich 3 Touchdowns und ein Sieg. *Bonusfrage: Wenn du eine Woche lang ein Tier sein könntest, welches würdest du wählen und warum?* Löwe. Kein besonderer Grund. Löwen sind einfach cool..
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