Amerika und der Angriff auf den Iran Von: Hossam Matar Die wahrscheinlichste Option sehe ich derzeit wie folgt: • Trump will den Konflikt mit dem Iran schnell beenden, indem er dem Iran das Recht auf Urananreicherung nimmt, ohne in einen langwierigen Krieg verwickelt zu werden. Das strategische Dauerziel der USA ist der Sturz des iranischen Regimes, aber diesmal soll es durch die Beendigung des Atomprogramms und die Demonstration der Schwäche und Verwundbarkeit der iranischen Führung erfolgen. • Die Israelis haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten iranische Nuklearanlagen bombardiert, was das iranische Atomprogramm nur um einige Monate verzögert hat. Sie versuchen auch, die Raketenfähigkeiten des Iran zu schwächen. Doch jeder weitere israelische Angriff hat nur begrenzte Wirkung – sowohl quantitativ als auch psychologisch – und führt nicht zu einem strategischen Wandel, vor allem angesichts der starken Volksmobilisierung im Iran und seiner vielfältigen Fähigkeiten. Im Gegenzug für die anhaltenden israelischen Angriffe zwingt der Iran dem Besatzerregime einen beispiellosen, hohen Preis auf. • Es ist wahrscheinlich, dass Trump in wenigen Tagen das für ihn „finale Szenario“ einleiten wird. Er will den Krieg mit einem entscheidenden Erfolg beenden – der Beendigung des iranischen Atomprogramms – und sieht dafür zwei mögliche Wege: 1. Die bevorzugte Option: Der Iran lenkt ein und unterzeichnet ein Abkommen, das die Anreicherung beendet, und vermeidet damit die Zerstörung seiner Anlagen. Deshalb wird es in den kommenden Stunden verbal härtere Drohungen und militärische Mobilisierung geben. Kommt es zu einem Durchbruch in letzter Minute? – Die Wahrscheinlichkeit ist gering. 2. Plan B: Das US-Militär greift die iranischen Nuklearanlagen an, insbesondere die unterirdische Anlage Fordo, die Israel nicht zerstören konnte. Danach würden Trump und Netanjahu den „militärischen Erfolg“ verkünden und eine politische und mediale Kampagne zur Destabilisierung des iranischen Regimes starten, die sich über die kommenden Monate ziehen könnte. Trump würde dann möglicherweise versuchen, mit dem Iran zu verhandeln, um die Ergebnisse formal abzusichern. Wo liegt das große Dilemma im zweiten Szenario? Im Charakter der iranischen Antwort auf einen US-Angriff. Trump ist sehr besorgt über eine kostspielige Vergeltung durch den Iran gegen amerikanische Truppen und Interessen, die ihn in einen gefährlichen Krieg ziehen könnte – mit Volkszorn in den USA und wirtschaftlichen Folgen weltweit. Anmerkung: Die iranischen Feuerkapazitäten in nahegelegenen Regionen sind enorm. Daher dienen die derzeitigen Drohungen und militärischen Vorbereitungen in erster Linie dazu, den Iran von einer Reaktion abzuhalten – oder zumindest zu einer begrenzten Antwort zu zwingen. Trump wird alles tun, um die Wahrscheinlichkeit eines iranischen Gegenschlags zu verringern: massive Mobilisierung, noch stärkere Drohungen und möglicherweise grobe Lügen – etwa, dass er in letzter Minute die iranische Atombombe verhindert habe, ganz ähnlich wie Bushs Lüge vor dem Einmarsch in den Irak. Wie wird der Iran auf einen US-Angriff reagieren, falls es dazu kommt? Das ist die Milliardenfrage.