
Alaskan-Huskys „Vom Wilden Moor“
February 21, 2025 at 04:22 PM
Nachdem wir heute Nachmittag nach der Abfahrt vom Startbereich in Strömsund einige völlig ungeplante Katastrophen, Missgeschicke, oder wie auch immer ich das nennen soll, zu bewältigen hatten, kann mich nicht dazu, euch das Strategie Exposé zu schreiben.
Was dazwischen gekommen ist? Zunächst mussten wir Rudi mit einem Schälmesser retten, denn er wollte nicht mehr anspringen. Dann habe ich Rudi in den Tiefschnee geritten und viele Menschen mussten helfen, damit er dort wieder herauskam. Und dann funktionierte die Standheizung in Rudi nicht mehr, ich musste sie erst wieder in Betrieb nehmen.
Vor dem Start hatte ich Gelegenheit, die anderen Starter in dieser Klasse mit Lisa anzuschauen.
Die Startummer 16. Hat einen schwerer Schlitten. Die Hunde sind kraftvoll, lange Beine haben aber einen kraftraubenden Gang. Hier wird die Ausdauer entscheidend sein.Der Musher wiegt ungefähr 20 Kilo mehr wie Lisa. Lisa schätzt seine Erfahrung als sehr hoch ein. Ich kenne seine Biografie nicht.
Startnummer 14: sehr leichter Schlitten, ein Hightech Schlitten. Ich habe die Hunde gesehen: hochbeinig, drahtig. Nicht sehr muskulös. Wenn die Musherin Schwierigkeiten bekommt, dann erst auf der letzten Etappe. Bis dahin werden die Hunde gut durchhalten. Die Musherin liegt im Gewichtsbereich wie Lisa, der Schlitten ebenfalls. Bei einem Duell mit ihr werden die Hunde der entscheidende Faktor sein.
Startnummer 12: Ein sehr schwerer Schlitten und ein sehr schwerer Musher. Hat 25 bis 30 kg mehr wie Lisa.
Dafür aber erfahrene, wirklich gute Hunde. Der Gewichtsnachteil gegenüber Lisa dürfte bei 40 bis 50 Kilo liegen.
Startnummer 11. Hat ein sehr leichten Schlitten aber sehr kompakte Hunde. Sie sind kräftig und langbeinig. Der Musher hat 20 Kilo mehr wie Lisa. Die sind mit großer Wahrscheinlichkeit sehr schnell.
Zu diesen Einschätzungen kommen dann noch meine Schnellanalysen der Persönlichkeit der anderen Musher. Also das Lesen der Körpersprache. Daran kann ich Ehrgeiz, Willensstärke, Zähigkeit und so weiter herauslesen.
Meine Prognose: Mit der größten Wahrscheinlichkeit wird Nummer 14 das Maß der Dinge an diesem Rennen sein.
Das Rennen wird nicht auf der ersten Etappe gewonnen, sondern auf der letzten. Auf der letzten Etappe sind über 1000 Höhenmeter zu überwinden.
Es muss ich zeigen, wer in der Lage ist, die Kräfte seiner Hunde so einzuteilen, dass auf der dritten und letzten Etappe, die größten Reserven vorhanden sind. Genau das ist der Schwachpunkt von Lisa. Darin hat sie keine Erfahrung, keine Übung.
Die Planung lautete, dass sie in nicht zu hohem Tempo bis zum ersten Checkpoint fährt. Dort ungefähr zwei Stunden Pause macht und dann weiterfährt zum zweiten Checkpoint, an dem Nicola auf sie warten wird. Dort wird sie vier Stunden Pause machen. Diese vier Stunden sind Pflicht und muss jeder mindestens machen. Der Ablauf ist so präzisiert, dass die Hunde je nach kältesteifheit von Lisa zwischen dreieinhalb und drei dreiviertelstunden reine ruhezeit bekommen.
Während sich Nicola um Lisa kümmert, schaue ich mir die anderen Gespanne an. Ich schaue mir an, wie Willensstark die anderen Musher sind und was für einen Eindruck deren Hunde machen. Anhand dessen kann man Rückschlüsse ziehen, wie sie die entscheidende letzte Etappe angehen und absolvieren werden. Und anhand dieser Rückschlüsse entscheidet sich, wie Lisa die erste Hälfte der letzten Etappe angehen muss.