
Wildtierhilfe Sauerland e.V.
May 20, 2025 at 09:22 AM
Wildtierstationen und Pflegestellen am Rande des
Nervenzusammenbruchs
Die Öffentlichkeit nimmt kaum Notiz von uns, den vielen aufopferungsvollen Menschen, die gerade im Stundentakt füttern, Flasche geben, im Fließbandtempo Käfige reinigen, Wunden verarzten, Medikamente einflößen oder sich in anderer Weise um die Wildtiere kümmern.
Wir, die Wildtierpfleger, verzichten dabei auf Schlaf und Urlaub, damit kranke, verletzte oder verwaiste Wildtiere bei uns eine zweite Chance bekommen, eventuell irgendwann genesen und nach der Aufzucht wieder in die Freiheit entlassen werden können.
Daher möchten wir mit einigen Vorurteilen aufräumen, die da nach wie vor kursieren.
Wir Wildtierstationen und Pflegestellen arbeiten ausnahmslos ehrenamtlich.
Wir bekommen keinerlei staatliche Unterstützung, vielleicht ab und zu mal Spenden.
Das meiste wird aus eigener Tasche bezahlt.
Da kostete die Aufzucht eines Eichhörnchens bis zur Auswilderung rund 70 Euro. Nicht viel?
Bei einer Wildkatze sind es gut und gerne über 2000 Euro ohne Tierarztkosten.
Und wir sprechen hier von Handaufzucht.
Wir Wildtierstationen sind auch kein Taxiunternehmen!
Dazu fehlt auch einfach die Zeit, da wir mitten in der Saison Fläschchen geben, Aufnahmen bearbeiten oder Maden mit dem Tierarzt aus den verletzten, geschwächten Tieren mithilfe einer Pinzette oder Läusekamm aus den Wunden holen.
„Sie können das Tier hier abholen!“, heißt es da oft am Telefon.
Nein, das können wir nicht!
Fast jeder hat ein Auto oder kennt jemanden, der eines hat und fahren könnte.
Natürlich freuen wir uns, wenn die Menschen bei einem verletzten Wildtier nicht wegschauen oder im Internet recherchieren, um das Tier zu einer Auffangstation zu bringen. Das allein verdient schon Anerkennung, denn viele gehen einfach weiter.
Aber es muss auch klar sein, mit der Entnahme eines Wildtieres aus der Natur ist man in der Pflicht. Verantwortung muss übernommen werden.
Und wenn es da nur um das Bringen zur Station geht, ist das ein kleiner Teil.
Wir, die Wildtierstationen, sind 24 Stunden an 7 Tagen die Woche, an 365 Tagen im Jahr, auch nachts für die Schützlinge in der Station da und haben hier die Verantwortung und Fürsorge zu tragen.
Dabei wird so eine Station behördlich kontrolliert. Wir müssen über jeden Ein-/Ausgang Buch führen. Es gibt eine Menge Pflichten von Seiten der Behörden, aber wir haben keinerlei Rechte. Der Staat bzw. die Kommunen ziehen sich bei diesem Thema elegant aus der Verantwortung.
Des Weiteren müssen Wildtierstationen irgendwann einmal einen Aufnahmestopp verhängen, weil die Kapazitäten erschöpft sind, Krankheiten auch bei uns nicht Halt machen und wir dazu auch Privatmenschen mit Familie und Kindern sind. Wir haben alle nur zwei Hände.
Wir Wildtierstationen haben auch keine Rund-um-die-Uhr-Telefonhotline.
Die Versorgung der Jungtiere hat Priorität, da wir gerade in der Hochsaison sind, die so intensiv ist, das nichts Anderes daneben mehr geht.
Trotzdem versuchen wir, zeitnah zurückzurufen oder bei WhatsApp zu antworten.
Bei manchen haben wir aber leider das Gefühl, man denkt, wir sitzen vor Langeweile nur herum und warten gerade auf diesen Anruf, da wir ja nichts zu tun haben.
Auch für die Sozialen Netzwerke bleibt da keine Zeit, schon gar nicht auf dem Messenger Notfälle entgegenzunehmen, das geht unter. Notfälle werden nur telefonisch entgegengenommen!
Jetzt kommt noch hinzu, dass es viel zu wenig Auffangstelle gibt!
Und viele von diesen schließen irgendwann, weil sie es einfach nicht mehr schaffen, weil sie Ärger mit dem Nachbarn haben, weil sie es finanziell nicht mehr stemmen können, weil sie krank werden, dem Druck nicht mehr standhalten können, ausgebrannt sind.
Wildtiere haben einfach keine Lobby. Sie gehören niemanden...
Letztendlich lastet ein unbezahlter Job auf den Schultern der Wildtierpfleger, obwohl es alle angeht, nicht nur die Pflegestellen und Wildtierhilfen. Es ist die Aufgabe von uns allen.
Ein großer Traum von uns Stationen wäre die öffentliche Unterstützung von Bund, Ländern, Gemeinden und/oder der Kommunen, was es wohl nie geben wird.
Daher sollte jeder mal überlegen, eine Wildtierpflegestelle oder Wildtierhilfe in der Region mit einem kleinen Beitrag dauerhaft zu unterstützen.
Wer uns für ein Wildtier anruft und dieses bei uns abgibt, sollte sich dessen bewusst sein.
Eure Nicole