
Psychologie im Alltag – mit Anna Evers
May 30, 2025 at 06:02 AM
Wie zum Henker… soll ich wieder vertrauen, wenn ich schon so oft enttäuscht wurde?
Kurzfassung:
Vertrauen ist keine Entscheidung aus dem Kopf. Es ist ein langsamer Prozess im Nervensystem. Und der braucht mehr als Logik – er braucht Sicherheit.
Vertrauen klingt schön, oder?
Ist es auch.
Aber es ist kein „Jetzt mach ich das halt mal wieder“-Ding.
Nicht, wenn du verletzt wurdest.
Nicht, wenn du auf Menschen gesetzt hast, die dich haben fallen lassen.
Denn dann wird Vertrauen nicht leichter – sondern schwerer.
Weil dein System gelernt hat:
„Wenn ich mich öffne, werde ich enttäuscht. Wenn ich Nähe zulasse, tut’s weh.“
Was Vertrauen dann bedeutet?
Nicht: Ich glaub einfach, dass mir nie wieder was passiert.
Sondern: Ich weiß, dass mir wieder was passieren kann – und ich geh trotzdem in Beziehung.
Das ist mutig.
Und oft verdammt anstrengend.
Was macht es so schwer?
1️⃣ Vertrauen wird oft mit Naivität verwechselt.
Du denkst: „Ich war dumm, dass ich mich geöffnet habe.“
Aber: Vertrauen war kein Fehler. Die Enttäuschung war nicht dein Versagen.
2️⃣ Du hast gelernt, dich auf dich selbst zu verlassen.
Das ist eine Stärke – aber es macht es schwer, andere wieder reinzulassen.
Du kontrollierst lieber. Und Kontrolle tötet Vertrauen.
3️⃣ Du erinnerst dich körperlich.
Der Gedanke „Ich will vertrauen“ reicht nicht.
Dein Nervensystem ruft: „Achtung, Gefahr!“ – auch wenn grad niemand vor dir steht, der dir was will.
Was hilft?
✔ Mach Vertrauen klein.
Es ist nicht das große Ganze. Es sind Mini-Erfahrungen:
Jemand hält ein Versprechen. Meldet sich, wenn er’s sagt. Bleibt, wenn’s eng wird.
✔ Sprich aus, was in dir los ist.
Du musst dich nicht erklären – aber du darfst sagen, dass Vertrauen für dich Arbeit ist.
✔ Erlaub dir Rückzug, ohne die Tür zuzuschlagen.
Vertrauen heißt nicht, sich aufzulösen.
Es heißt: Ich bleib ich – auch mit dir.
✔ Bleib bei dir.
Vertrauen bedeutet auch, dir zu glauben, wenn sich etwas nicht gut anfühlt.
Grenzen zu setzen ist kein Misstrauen – es ist Selbstschutz.
Fazit:
Vertrauen ist kein Sprung ins Ungewisse.
Es ist ein langsames Hineingleiten – mit offenen Augen.
Und mit dem Wissen: Ich kann mich zeigen, ohne mich zu verlieren.
Wie ist das bei dir – kannst du wieder vertrauen?
Oder spürst du, dass da noch was sitzt?
Schreib’s mir – oder denk es für dich zu Ende. Beides zählt.

❤️
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