
LThH (Lutherische Theologische Hochschule) Oberursel
May 31, 2025 at 07:46 AM
Das »Reformation Research Consortium« (REFORC) ist ein einzigartiges Netzwerk von Universitäten, Forschungsinstituten und wissenschaftlichen Gesellschaften, das sich der Erforschung des Christentums in der Frühen Neuzeit widmet. Die bisher größte Jahrestagung fand vom 22.-24. Mai 2025 in Wien statt und war – im Jahr des Bauernkriegsgedenkens – dem Zusammenhang von Religion und Rebellion gewidmet. Unser früherer Systematiker, Prof. Dr. Christian Neddens, war für die Europäische Melanchthon-Akademie beteiligt und leitete ein Panel zur heterodoxen Theologie Andreas Osianders, des Königsberger Reformators. In einem weiteren Panel, das neuen Wegen der Melanchthon-Forschung gewidmet war, referierte Neddens über die Begründung des Widerstandsrechts gegen den Kaiser bei Philipp Melanchthon und zog Vergleiche zu zeitgenössischen weiblichen Allegorien des Aufruhrs im künstlerischen Werk des Wittenberger Malers Lucas Cranach d.Ä. Melanchthon hatte angesichts des Scheiterns der evangelischen Reichsstände auf dem Augsburger Reichstag 1530 seine kategorische Ablehnung des Widerstands gegen den Kaiser aufgegeben. Das entscheidende Argument war für ihn fortan, dass auch die Fürsten, Stadträte und Hausvorstände »Obrigkeit« seien, die den ihnen Anbefohlenen Schutz und Fürsorge – auch gegenüber übergeordneten Obrigkeiten – schuldig seien. Cranach hingegen hatte 1531 mit der Figur der biblischen Judith auch ein Beispiel des nicht-obrigkeitlichen, also rebellischen Widerstands ins Spiel gebracht.

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