Angekommen am Polarkreis Wir haben die symbolische Linie überquert: den Polarkreis. Die Hälfte unserer Strecke zwischen Lycksele und unserem nördlichsten Ziel liegt hinter uns – und doch fühlt es sich an, als beginne die eigentliche Reise erst jetzt. Der Polarkreis ist mehr als nur eine gedachte Linie auf der Landkarte. Hier beginnt die Zone, in der die Sonne im Sommer nicht mehr untergeht, jetzt um 21.20 Uhr steht die Sonne noch hoch am Himmel, und im Winter für Wochen gar nicht erst aufgeht. Ab dem 66. Breitengrad beginnt das Reich der Mitternachtssonne und der langen Polarnächte. Der Moment, in dem man diese Grenze überquert, ist still, fast unspektakulär. Kein Schlagbaum, keine dramatische Musik. Aber für uns fühlt es sich an wie ein Übergang in eine andere Welt. Die Landschaft hat sich bereits verändert. Die Bäume werden kleiner, lichter. Der Himmel scheint weiter. Die Luft wird trockener, klarer, kühler. Und alles wirkt... entschleunigt. Lappland ist rau und sanft zugleich. Es kann mit seinen endlosen Wäldern und stillen Seen tief beruhigen – oder einem mit Wind, Mücken und plötzlichen Wetterumschwüngen zeigen, wer hier das Sagen hat. In dieser Wildnis liegt eine Freiheit, die man schwer beschreiben kann. Lisa kann euch davon stundenlang Geschichten erzählen, ich kann es bestenfalls erahnen. Unsere Route führt uns weiter nach Norden. Noch wartet ein letzter Ort, ein festgelegter Termin, den wir einhalten wollen. Aber im Moment nehmen wir uns die Zeit, an diesen Zwischenpunkt zu übernachten. Wir stehen mit den Füßen auf festem Boden – und mit dem Kopf bereits jenseits der gewohnten Welt.